Hinter den Kulissen. Wie kommt das Bild ins Buch? – Über die Digitalisierung von Kunstwerken

Hinter den Kulissen. Wie kommt das Bild ins Buch? – Über die Digitalisierung von Kunstwerken

Alle Bilder, die der Eichhörnchenverlag in seine Bücher bringt, entstehen als selbständige Kunstwerke. Sie entstehen entsprechend den Gewohnheiten der Künstler*innen mit den unterschiedlichsten Mitteln, Materialien und Formaten. Dies stellt uns mitunter vor eine Herausforderung, wenn es an die Digitalisierung der Kunstwerke geht.

Es geht darum, die Kunstwerke schonend zu behandeln und schadenfrei zu erhalten, dabei aber eine möglichst perfekte digitale Kopie zu erzeugen. Die Digitalisate müssen hochauflösend und in Formaten gespeichert sein, die für die grafische Weiterverarbeitung geeignet sind, weil wir wollen, dass euch kein Detail, kein Pinselstrich entgehen muss. Auch gilt es, Farbwerte verbindlich zu dokumentieren, weil jede Verschiebung der Grundtöne die ganze Stimmung eines Bildes verändern kann.

Wir haben besonders bei der Digitalisierung der Bilder zu unserem ersten Buch Landtiere einige Experimente und Recherchen angestellt, um dieses Problem zu lösen. Eine Möglichkeit wäre gewesen, eine*n professionellen Kunstfotograf*in zu engagieren. Damals wie heute fehlt dem Verlag jedoch das nötige Kapital diese zweifellos anspruchsvolle Arbeit zu bezahlen. Wir haben auch Versuche angestellt, die Bilder selbst zu fotografieren, konnten aber selbst mit dem hervorragenden Equipment Susanne Hauns kein letztendlich vollkommen zufriedenstellendes Ergebnis erzielen. Dann sind wir durch verschiedene Berliner Copyshops getingelt, aber jedes Gerät, jede neue Einstellung brachte ein neues Problem.

Eine Schwierigkeit ergab sich aus den Fotoelementen in den Collagen. Die glatte Oberfläche des Fotopapiers reflektierte das Licht des Scanners so stark, dass die Scans durch Überbelichtung punktuell unkenntlich würden. Auch hatten wir keine Möglichkeit die Farbwerte der Bilder verbindlich festzuhalten und bei manchen Geräten war nach dem ersten Scan bereits sichtbar, dass es dabei zu Verschiebungen kam. Manche der blasseren Farbflächen gingen auch gänzlich verloren, weil sie im Kontrast mit den viel kräftigeren und dunkleren Linien für die Geräte unsichtbar wurden. Kurzum der einfache Copyshop um die Ecke war nicht die richtige Lösung.

Fündig wurden wir zuletzt in der Staatsbibliothek zu Berlin. In beiden Häusern der Staatsbibliothek zu Berlin findet sich eine Niederlassung der BiblioCopy GmbH. Man ist dort naturgemäß insbesondere auf die Digitalisierung verschiedener Schriftdokumente und zum Teil empfindlicher und wertvoller Bücher spezialisiert, weshalb sich dort neben den klassischen Geräten, die man auch in jedem anderen Copyshop finden kann, auch hervorragende und für große Formate geeignete Overhead-Scanner finden. Mit diesen Geräten bekommen wir die detailgetreuen, hochauflösenden Bilder, die wir uns wünschen und das Scannen mit einem Farbkeil, um die genauen Farbwerte zu bestimmen ist auch kein Problem. Darum also bekommt ihr, wenn wieder einmal ein Projekt in die Digitalisierungsphase eintritt, gelegentlich Bilder aus der Stabi auf Instagram.

Ich bin heilfroh, dass ich die Stabi bereits ganz gut kannte, als der Eichhörnchenverlag gegründet wurde und darum schon wusste, dass sich dort neben vielem anderen auch der ein oder andere technische Schatz befindet und freue mich immer wieder, dass wir diese Möglichkeit gefunden haben.

Bisher haben wir auf diesem Wege die Landtierebilder, die Monsterkinderbilder und das erste Blatt für unseren dieses Jahr erscheinenden Adventskalender digitalisiert. Die Mitarbeiter bei BiblioCopy sind übrigens auch immer sehr nett und hilfsbereit. Dieses Mal wurde ich mit einem wunderbaren Kompliment über die Schönheit unseres Adventskalenderbildes und die tolle Technik entlassen. Da macht es dann auch gar nichts mehr, dass für die Fahrt nach Berlin ein halber Wochenendtag drauf gegangen ist und ich gehe mit Schwung an die weitere Arbeit am Projekt!

Adventskalender. Scan unbearbeitet mit Farbkarte. Collage (c) Maike Schuchardt.

Natürlich eignet sich diese Methode der Digitalisierung nicht für alle Kunstwerke, auch nicht für alle, mit welchen wir in unserer Verlagsarbeit zu tun haben. Gerda Kazakou hat ihre Bilder von Tui-Tiu zum Beispiel selbst digitalisiert. Das liegt zum einen daran, dass sie in Athen lebt und ich dort keine Mitarbeit anbieten konnte, zum anderen aber auch an ihrer Technik, die ohne Fixierung ihrer Legearbeiten auskommt und ihre Werke daher intransportabel macht, dafür aber immer deren direkte Dokumentation mit der Kamera oder dem Handy beinhaltet. Die Schwierigkeiten und Probleme, die diese Technik für uns mitbrachte, aber auch die Schönheit und Individualität, die darin liegen, sind Stoff für einen anderen Blogartikel.

Ein anderes Projekt, an welchem derzeit gearbeitet wird und dass wir im nächsten Jahr veröffentlichen wollen, beinhaltet Acryllasur-Malereien. Bei diesen Gemälden habe ich heute bereits Zweifel, dass sich der aufwendige Transport der Bilder in die Stabi oder an einen anderen ähnlich ausgestatteten Ort lohnen würde und auch daran, dass ein Scanner die glänzende Oberfläche der Bilder und auch deren aus der Lasurtechnik entstehende besondere Farbtiefe einzufangen imstande sein wird. Für diese Bilder werden wir uns wieder etwas Neues einfallen lassen müssen. Vielleicht versuchen wir es dann einmal mit professioneller Kunstfotografie. Wer weiß.

2 thoughts on “Hinter den Kulissen. Wie kommt das Bild ins Buch? – Über die Digitalisierung von Kunstwerken

  • Susanne Haun sagt:

    Danke für diesen ausführlichen Bericht hinter den Kulissen, liebe Nina. Ja, ich erinnere mich gut, wie enttäuscht wir vom Scanergebnis im Copyshop waren.
    Ich bin schon sehr neugierig auf deine nächsten Projekte.
    Wir sehen uns am 20. – ich freue mich darauf,
    liebe Grüße von Susanne

    • Eichhörnchenverlag sagt:

      Liebe Susanne,
      ich war froh, dich dabei zu haben! 🙂
      Es ist gut, ein liebe Freundin und Fachfrau dabei zu haben, wenn man zum Beispiel einsehen muss, dass auch eine noch so geringe Farbabweichung eben nicht in Ordnung ist, selbst wenn man noch keinen Plan B im Ärmel hat und nicht sicher ist, ob man seinen Zeitplan noch einhalten kann.
      Auch ich freue mich sehr auf den Salon bei dir am 20. März!
      Bis dahin mit lieben Grüßen
      Nina

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