Eine leere Kiste, die Überraschungen birgt

Eine leere Kiste, die Überraschungen birgt

Die Arbeiten an unserer neuen wandernden Verlagsbibliothek, die wir euch beim Schulfrei-Festival im September zum ersten Mal präsentieren werden, gehen langsam aber stetig voran. (und sind auch schon etwas weiter, als es auf diesen Bildern den Anschein hat 😉 )

Als Erstes sollte die alte Acrylfarbe entfernt werden. Dafür habe ich mich entschieden mit einem Heißluftföhn und einem Spachtel zu arbeiten. Bei dieser Methode wird die Farbe Stück für Stück erwärmt, bis sie Blasen aufwirft und dann mit dem Spachtel entfernt. Das ist langwierig, führt aber zu einem ganz ansehnlichen Ergebnis. Die Alternative wäre für mich gewesen, die Farbe abzuschleifen. Diese Methode wäre sicher schneller gewesen, weil dann aber der ganze Farbstaub letztendlich in meiner Nase und überhaupt in Luft und Umwelt gelandet wäre, habe ich mich dagegen entschieden. Acrylfarben sind im wesentlichen Kunststoffe, die nicht in die Umwelt, weder in Luft noch Wasser oder Erde gehören, sie sollten wegen der entstehenden giftigen Gase auch nicht im Feuer landen. Der beste Weg, Farb- und Lackreste aller Art zu entsorgen, ist die städtische Sondermüllentsorgungsstelle!

Bei meiner Arbeit an der Kiste habe ich auf dem Kistenboden eine überraschende Entdeckung gemacht, von welcher heute berichtet werden soll. Ich hatte eben erst mit der Farbentfernung begonnen, da zeichnete sich ein Muster und kurz darauf ein ganzer Löwenkopf ab. Schwach aber lesbar hatte ich zum Schluss ein ganzes Firmenlogo samt Firmen bzw. Produktnamen, Symboltieren (zwei Löwenköpfe) und Adresse vor mir. Meine Freude darüber, hier ein Objekt mit (lesbarer!) Geschichte vor mir zu haben war groß und natürlich waren sogleich Forschergeist und Forscherlust geweckt. Provenienzrecherche gehört nämlich, wie ich finde, zu den spannendsten und oft auch befriedigendsten Tätigkeitsfeldern auf dem Gebiet der (Kunst-)Geschichte und ein Firmenname ist ein hervorragender Anhaltspunkt.

Dieses steht in unserer Kiste:

[Löwenkopf] REMY’S [Löwenkopf]

REISSTÄRKE

DÜSSELDORF HEERDT

 

Dank einer winzigen Internetrecherche weiß ich bereits jetzt, dass unsere Kiste wohl schon gut 50 Jahre oder mehr auf dem Buckel hat (Dieses lässt sich aus unten stehendem Zitat vorläufig folgern. Natürlich sollte diese Quelle unbedingt noch hinterfragt und nach Möglichkeit noch andere Belege für die Schließung der Firma im Jahr 1971 gefunden werden. Sollten keine Firmenunterlagen aufgetrieben werden können, sind historische Adressen- und Branchenverzeichnisse gute Hinweisgeber.) und habe diverse Ideen, wie meine Provinienzrecherche weiter gehen könnte.

  1. Interview der Vorbesitzerin (welche meine Mutter ist…)
  2. Recherche und Sichtung spezifischer Literatur z. B. Weber, Friedrich: Die Remy’s Reisstärke A.G. in Heerdt und ihr Untergang in den Kriegswirren 1940 – 1945. Düsseldorf 2005.
  3. Kontaktaufnahme Bürgerverein Heerdt
  4. Suche nach und Kontaktaufnahme mit Erben und Nachkommen der Firmeninhaber
  5. Recherche der Entwicklung des Logos -> wie hat es sich über das Bestehen der Firma hinweg verändert und welche Rückschlüsse kann ich daraus auf unsere Kiste ziehen?
  6. Sichtung historischer Düsseldorfer Adressen- und Branchenverzeichnisse
  7. evtl. Sichtung lokaler Zeitungen und Zeitschriften der fraglichen Zeit -> vielleicht wurden hier Anzeigen mit dem Logo geschaltet? Einige Postkarten und Briefmarke mit dem werbenden Logo (in einer anderen Variante, als der mit vorliegenden) der Firma habe ich bereits im Netz gefunden…

“1881 Remy’s Reisstärke produziert auf der Wiesenstraße Wäschestärke und Puddingpulver. Das moderne Werk hat eigene Strom- und Wasserversorgung, Reisturm, Wasserturm. Das Fabrikgebäude wurde 1942 durch Kriegseinwirkung zerstört, die Firma wurde 1971 aufgelöst.” (gefunden auf: http://your-web.de/buergerverein-heerdt/historisches.html [Stand: 09.08.2018])

 

Ein Wenig hat diese Arbeit etwas von Detektivrecherche, wie sie im Buche steht, nicht wahr? Darum macht sie Spaß! 🙂

Ich hoffe sehr, ich werde demnächst etwas Zeit finden, der Geschichte unserer zukünftigen wandernden Kinderbuchbibliothek genauer nachzugehen! Ich habe große Lust dazu.

Hier entsteht eine Wunderkiste…

Nachdem wir in den letzten Wochen bei der Landpartie und am vergangenen Wochenende beim Berliner Bilderbuchfest – was sehr schön war und ruhig auch für das nächste Jahr schon wieder vorgemerkt werden kann! – viele schöne Momente und Erfahrungen mit dem „Leben im Stand“ und vor allem mit vielen tollen großen und kleinen Leser*innen und Geschichtenliebhaber*innen sammeln durften, planen wir nun schon unseren nächsten Auftritt am 6. bis 9. September 2018 beim Schulfrei-Festival in Damelack.

 

Wir hoffen zu dieser Gelegenheit mit den Organisator*innen des Schulfrei-Festivals ein großes Zelt beschaffen zu können, in welchem wir nicht nur eine Kunstausstellung für Kinder, sondern für die Dauer des Festivals auch eine kuschelige Lese- und Vorleseecke einrichten möchten.
Die Kiste im Bild spielt bei diesen Plänen eine entscheidende Rolle. Aus diesem noch etwas pflegebedürftigen Dachbodenschatz entsteht in den kommenden Wochen Eichhörnchenverlags wandernde Bibliothek eine Art mobiler Bücherschrank. Sie soll uns gefüllt mit Kinder- und Jugendbüchern zum Ausleihen für die Dauer des Festivals nach Damelack begleiten und auch sonst fortan die Wege des Verlags mitbeschreiten, manchmal kurzfristig für die Dauer weniger Tage – wie zum Schulfrei-Festival – manchmal als längerfristige Installation über mehrere Monate hinweg an einem Ort.
Den Fortschritt unserer Arbeiten an der Kiste könnt ihr in den kommenden Wochen auf unseren diversen Kanälen z. B. auf Instagram begleiten. Wir hoffen am Ende erwartet uns eine richtig schöne und auch ein Wenig magische Geschichtenwunderbox! Drückt uns die Daumen! 🙂

In den letzten Wochen wurde langsam und mit vielen Unterbrechungen, aber doch kontinuierlich, eine kleine Aus-Alt-mach-Neu-Aufgabe bewältigt. Ein alter und mit Flechten bewachsener Postkartenständer erhielt ein neues Gesicht.

Ratet wofür. 😉

Noch ist das schöne Stück mit unseren Programmflyern und einem Ausstellungsflyer bestückt, Postkarten lassen aber nicht mehr lang auf sich warten.

Unser erster Schwung Postkarten wird sich mit Motiven schmücken, die im Zuge der Arbeiten an unseren Büchern, zum Beispiel als Teil der Landtiereserie entstanden sind, aber aus verschiedenen Gründen nicht oder nur unvollständig in den Büchern gelandet sind. Sie alle sind nichtsdestotrotz zu schön, um nicht gesehen zu werden, deshalb freuen wir uns sehr, sie bald im Postkartenformat präsentieren zu können!

Die Geschichten hinter den Motiven können in den nächsten Wochen hier auf dem Blog nachgelesen werden. Die Postkarten selbst, der Postkartenständer, alle unsere Bücher, manches Originalbild sowie Katharina Schulze und Nina A. Schuchardt könnt ihr live und in Farbe am 10. Juni bei der Landpartie in Roddahn erleben. Wir freuen uns auf euch! Um dieselbe Zeit werden die Postkarten natürlich auch im Shop zu finden sein.

Ein sehr herzliches Dankeschön geht an dieser Stelle an den lieben Freund, welcher an der Drehbank die Spitze für unseren Postkartenständer geschaffen hat! Sie symbolisiert in meinen Augen eine Fichte, in welcher das Eichhörnchen klettert!

Ihr merkt es schon, die Themen „Kinder machen Bücher“ und „individuelle Bilderbücher“ lassen mich noch nicht los. Ein Beitrag über individualisierte Bilderbücher, in welchen die Helden zum Beispiel die Buchstaben des Kindernamens finden und die man sehr leicht im Internet bestellen und individualisieren kann, liegt schon fast greifbar in der Luft. Seit ich angefangen habe, mich mit diesem Thema zu beschäftigen, sind mir erstaunlich viele solcher Konzepte begegnet. Leider muss ich auch sagen, dass mich bisher keines wirklich überzeugt hat, denn über die Anpassung einer Buchstabenvariation gehen sie eben doch kaum hinaus. Kann man das überhaupt erwarten? Kennt jemand unter euch einen Verlag, der tolle individualisierte Kinderbücher macht? Ich würde mich freuen, davon zu hören!
Das persönlichste Bilderbuch meiner Kindheit habe ich euch hier schon einmal vorgestellt.
Im Verlauf der Woche bin ich außerdem über einen Artikel in der ZEIT gestolpert, der mir viel Freude gemacht hat. Darin wird ein Programm des Carl Hanser Verlags beschrieben, in welchem Kinder Buchmanuskripte testlesen, kommentieren und auch Änderungsvorschläge machen dürfen. Für mich wäre das in meiner Kindheit ein Traum gewesen!
Der Artikel hat mir außerdem noch etwas anderes erneut vor Augen geführt. Beim Babybücher machen, ist der Versuch Feedback zu bekommen nur auf einen, vielleicht sogar den unwichtigeren Teil der Zielgruppe beschränkt. Reaktionen auf unsere Bücher erhalten wir fast ausschließlich von und aus der Sicht von Erwachsenen, kaum aber von Babys und Kleinkindern. Das ist schade.
Andererseits ist natürlich diese erwachsene Kritik unheimlich wertvoll für uns. So können wir uns entwickeln und lernen verschiedene Perspektiven und Bedürfnisse kennen. Trotzdem bleibt diese Kritik, wie so vieles, ein Ausschnitt ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Jetzt gibt es aber noch etwas Leichteres und Herzerwärmendes zu den Themen „Kinder machen Bücher“ und „individuelle Bilderbücher“. Vielen Dank an Silvia Last von muckout, die mir noch diese Bilder aus unserer Bücherwerkstatt am Türöffner-Tag 2017 zur Verfügung gestellt hat. Sie sind so schön, dass ich sie euch auf keinen Fall vorenthalten möchte!

Vor einiger Zeit sprach eine Mutter mich an: Ihr Sohn habe eine Geschichte geschrieben und auch selbst illustriert. Sein Wunsch sei es nun, sie als Buch zu verlegen, weshalb er sich mittels einer schriftlichen Anfrage an einen bekannten Verlag gewendet habe. Leider habe ihr Sohn aber nicht einmal eine Antwort erhalten, was ihn natürlich traurig macht und ob er nicht einmal bei mir anfragen könnte.
Das hat mich nachdenklich gestimmt. Nein, habe ich gesagt, er braucht mich nicht fragen, ob ich sein Buch verlege, denn es sei eigentlich klar, dass es nicht in das Profil der Eichhörnchenverlags passen würde, ABER er darf natürlich einfach mal vorbeikommen und dann reden wir einmal darüber, was für Möglichkeiten es gibt, Bücher zu machen und zu verlegen. Es gibt nämlich viele Wege, zum eigenen Buch!
Gleichzeitig hat mich das ziemlich nachdenklich und auch etwas traurig gestimmt. Ich weiß, wie wichtig, wie schön das Erfinden, Schreiben, Illustrieren eigener Geschichten für Kinder ist. Wie besonders die ganz eigenen Bücher sind! Die selbstgestalteten und auch die für einen gestalteten! Eines der Pappebücher, die meine Mama für mich gemacht hat, habe ich euch hier schon einmal vorgestellt. In meinem Regal findet sich auch ein alter Hefter mit Geschichten, Gedichten und Träumen, die ich zu Grundschulzeiten mit zweien meiner Freundinnen gesammelt und erdacht habe und irgendwo liegt noch ein Heft, mit einem begonnen Theaterstück und eine Mappe mit Bühnenbildern…
Ich habe zwar nie mit dem Gedanken gespielt, mir tatsächlich einen Verlag zu suchen, aber ich finde, eigentlich sollte jedes Kind die Möglichkeit haben, seinen Geschichten genau die Form zu geben, die ihm richtig erscheint. Dieser Wunsch scheint mit so schön und wertvoll zu sein, dass er auch WICHTIG ist.

Der Türöffner-Tag mit Muckout in der Papierfabrik ist ein Schritt in dieser Richtung, angetrieben mit Geschichtenkraft (kennt hier eigentlich noch jemand Mimmelitt?). Ein Tag, den wir dem Wissen widmen, dass jedes Kind voller unschätzbarer Bilder und Worte steckt und manch eines diese auch rauslassen und zeigen möchte.
Darum basteln wir am 3. Oktober mit euch Bücher. Darum machen wir die Ausstellung, in welcher ihr sehen könnt, auf welchen Wegen Bücher entstehen können. Darum zeigen wir euch, wie Papier entsteht, dass so gern eure Geschichten trägt.
Wir freuen uns auf euch!