Hinter den Kulissen – der etwas andere Weg vom LKW ins Lager

Hinter den Kulissen – der etwas andere Weg vom LKW ins Lager

Ich bin aufgeregt.

In der kommenden Woche erscheint Die Geschichte von Tui-Tiu von Gerda Kazakou. Bevor wir sie in die Welt schicken, müssen die fertigen Bücher aber erst von der Druckerei SachsenDruck in Plauen geliefert werden. Auch das steht in der kommenden Woche an und das ist immer spannend! Natürlich haben wir mit der Druckerei einen Liefertermin vereinbart, aber trotzdem kommt es vor, dass der tatsächliche Lieferzeitpunkt davon abweicht. Bisher sind die Bücher eher ein oder zwei Tage früher gekommen. Ich war da nicht unglücklich drüber.
Eine – geografisch bedingte – Schwierigkeit ist die Anlieferung der Bücher selbst und ihr Transfer vom Lieferfahrzeug in unser Lager. Der Eichhörnchenverlag hat seinen Sitz im platten Brandenburger Land, fast schon am Waldrand. Unsere Straße ist so klein, dass es hier nicht einmal Straßenlaternen gibt, auch keinen Fußgängerweg, geschweige denn zwei Spuren… Die Straße ist eine Sackgasse und endet direkt am Wald mit nur bedingten Wendemöglichkeiten. Diese Situation stellt LKW-Fahrer regelmäßig vor Herausforderungen.
Die Müllabfuhr löst das Problem gelegentlich, indem sie rückwärts in unsere Straße fährt. Bis sie dann am letzten Hof angekommen ist, kann es schon einmal eine Weile dauern.
Bei der Lieferung der Monsterkinder versuchte der Fahrer die Variante „Wenden auf der Wiese“. Ein Modell, was wohl nur bei trockenem Wetter zu empfehlen ist.
Die Lieferung der Monsterkinder war früh dran. Ich hatte sie erst am nächsten Tag erwartet. Deshalb dachte ich zunächst auch nicht an die Bücher, als ein LKW auf der Wiese gegenüber wendete (der Fahrer hatte sich überlegt vor dem Abladen zu wenden…). Ihr müsst wissen, unsere direkten Nachbarn führen einen Demeterbetrieb mit einer Rinderzucht und natürlich müssen diese Tiere gelegentlich transportiert werden. Manche Tiertransporter sind auf den ersten Blick kaum von anderen LKW zu unterscheiden. Ich dachte also zunächst, es hätte vielleicht jemand ein paar Kühe gekauft, die nun abgeholt würden und sich während des Wendemanövers im Transporter bewegten. Der LKW schwanke tatsächlich beachtlich. Die Wiese ist uneben und es sah zunächst so aus, als hätte der LKW sich festgefahren. Ich ging also raus, um zu fragen, ob ich vielleicht doch noch einmal unseren Nachbarn samt Traktor dazu holen sollte. Das war dann aber doch nicht nötig und LKW samt Monsterkindern schafften es aus eigener Kraft von der Wiese.
Schritt eins geschafft! Schritt zwei bedeutet, die Bücher vom LKW ins Lager zu schaffen. Ihr könnt es euch denken. Mit einem LKW direkt vor unseren Lagereingang zu fahren ist utopisch! Also laden wir die Kartons am LKW direkt von der Palette ab und stapeln sie in einen PKW, der es bis vor die Tür schafft, weil er einfach kleiner ist. Wo das Gerät fehlt, sind Kreativität und Muskelkraft gefragt. 🙂 Bisher hatten wir dabei auch immer Glück mit dem Wetter, soll heißen: es hat nicht geregnet. Drückt uns die Daumen, dass es dabei bleibt! Außerdem hatten wir bisher auch immer sehr freundliche Unterstützung beim Umladen der Kartons vom Fahrer des LKW, sodass die Arbeit tatsächlich recht schnell gemacht ist.
Übrigens erlebt man die allermeisten LKW-Fahrer, die einem hier so begegnen als sehr entspannt und erstaunlich wenig genervt, von der schwierigen Situation. Einer meinte sogar, er führe viel lieber hierher, als nach Berlin zum Beispiel, weil es hier zwar eng und die Wege weit seien, dafür aber der Verkehr sehr entspannt und die Landschaft schön.
Nichtsdestotrotz: Ich gehe aufgeregt in die neue Woche! …aber auch voller freudiger Erwartung!

Die Geschichte von Tui-Tiu von Gerda Kazakou kann in unserem Onlineshop vorbestellt werden.

Alle Bilder, die der Eichhörnchenverlag in seine Bücher bringt, entstehen als selbständige Kunstwerke. Sie entstehen entsprechend den Gewohnheiten der Künstler*innen mit den unterschiedlichsten Mitteln, Materialien und Formaten. Dies stellt uns mitunter vor eine Herausforderung, wenn es an die Digitalisierung der Kunstwerke geht.

Es geht darum, die Kunstwerke schonend zu behandeln und schadenfrei zu erhalten, dabei aber eine möglichst perfekte digitale Kopie zu erzeugen. Die Digitalisate müssen hochauflösend und in Formaten gespeichert sein, die für die grafische Weiterverarbeitung geeignet sind, weil wir wollen, dass euch kein Detail, kein Pinselstrich entgehen muss. Auch gilt es, Farbwerte verbindlich zu dokumentieren, weil jede Verschiebung der Grundtöne die ganze Stimmung eines Bildes verändern kann.

Wir haben besonders bei der Digitalisierung der Bilder zu unserem ersten Buch Landtiere einige Experimente und Recherchen angestellt, um dieses Problem zu lösen. Eine Möglichkeit wäre gewesen, eine*n professionellen Kunstfotograf*in zu engagieren. Damals wie heute fehlt dem Verlag jedoch das nötige Kapital diese zweifellos anspruchsvolle Arbeit zu bezahlen. Wir haben auch Versuche angestellt, die Bilder selbst zu fotografieren, konnten aber selbst mit dem hervorragenden Equipment Susanne Hauns kein letztendlich vollkommen zufriedenstellendes Ergebnis erzielen. Dann sind wir durch verschiedene Berliner Copyshops getingelt, aber jedes Gerät, jede neue Einstellung brachte ein neues Problem.

Eine Schwierigkeit ergab sich aus den Fotoelementen in den Collagen. Die glatte Oberfläche des Fotopapiers reflektierte das Licht des Scanners so stark, dass die Scans durch Überbelichtung punktuell unkenntlich würden. Auch hatten wir keine Möglichkeit die Farbwerte der Bilder verbindlich festzuhalten und bei manchen Geräten war nach dem ersten Scan bereits sichtbar, dass es dabei zu Verschiebungen kam. Manche der blasseren Farbflächen gingen auch gänzlich verloren, weil sie im Kontrast mit den viel kräftigeren und dunkleren Linien für die Geräte unsichtbar wurden. Kurzum der einfache Copyshop um die Ecke war nicht die richtige Lösung.

Fündig wurden wir zuletzt in der Staatsbibliothek zu Berlin. In beiden Häusern der Staatsbibliothek zu Berlin findet sich eine Niederlassung der BiblioCopy GmbH. Man ist dort naturgemäß insbesondere auf die Digitalisierung verschiedener Schriftdokumente und zum Teil empfindlicher und wertvoller Bücher spezialisiert, weshalb sich dort neben den klassischen Geräten, die man auch in jedem anderen Copyshop finden kann, auch hervorragende und für große Formate geeignete Overhead-Scanner finden. Mit diesen Geräten bekommen wir die detailgetreuen, hochauflösenden Bilder, die wir uns wünschen und das Scannen mit einem Farbkeil, um die genauen Farbwerte zu bestimmen ist auch kein Problem. Darum also bekommt ihr, wenn wieder einmal ein Projekt in die Digitalisierungsphase eintritt, gelegentlich Bilder aus der Stabi auf Instagram.

Ich bin heilfroh, dass ich die Stabi bereits ganz gut kannte, als der Eichhörnchenverlag gegründet wurde und darum schon wusste, dass sich dort neben vielem anderen auch der ein oder andere technische Schatz befindet und freue mich immer wieder, dass wir diese Möglichkeit gefunden haben.

Bisher haben wir auf diesem Wege die Landtierebilder, die Monsterkinderbilder und das erste Blatt für unseren dieses Jahr erscheinenden Adventskalender digitalisiert. Die Mitarbeiter bei BiblioCopy sind übrigens auch immer sehr nett und hilfsbereit. Dieses Mal wurde ich mit einem wunderbaren Kompliment über die Schönheit unseres Adventskalenderbildes und die tolle Technik entlassen. Da macht es dann auch gar nichts mehr, dass für die Fahrt nach Berlin ein halber Wochenendtag drauf gegangen ist und ich gehe mit Schwung an die weitere Arbeit am Projekt!

Adventskalender. Scan unbearbeitet mit Farbkarte. Collage (c) Maike Schuchardt.

Natürlich eignet sich diese Methode der Digitalisierung nicht für alle Kunstwerke, auch nicht für alle, mit welchen wir in unserer Verlagsarbeit zu tun haben. Gerda Kazakou hat ihre Bilder von Tui-Tiu zum Beispiel selbst digitalisiert. Das liegt zum einen daran, dass sie in Athen lebt und ich dort keine Mitarbeit anbieten konnte, zum anderen aber auch an ihrer Technik, die ohne Fixierung ihrer Legearbeiten auskommt und ihre Werke daher intransportabel macht, dafür aber immer deren direkte Dokumentation mit der Kamera oder dem Handy beinhaltet. Die Schwierigkeiten und Probleme, die diese Technik für uns mitbrachte, aber auch die Schönheit und Individualität, die darin liegen, sind Stoff für einen anderen Blogartikel.

Ein anderes Projekt, an welchem derzeit gearbeitet wird und dass wir im nächsten Jahr veröffentlichen wollen, beinhaltet Acryllasur-Malereien. Bei diesen Gemälden habe ich heute bereits Zweifel, dass sich der aufwendige Transport der Bilder in die Stabi oder an einen anderen ähnlich ausgestatteten Ort lohnen würde und auch daran, dass ein Scanner die glänzende Oberfläche der Bilder und auch deren aus der Lasurtechnik entstehende besondere Farbtiefe einzufangen imstande sein wird. Für diese Bilder werden wir uns wieder etwas Neues einfallen lassen müssen. Vielleicht versuchen wir es dann einmal mit professioneller Kunstfotografie. Wer weiß.

Schon bemerkt, dass wir mit der Ankündigung unseres neuen Bilderbuches Die Geschichte von Tui-Tiu auch eine neue Preispolitik eingeführt haben?
Ab sofort gibt es bei den Preisen der Bücher des Eichhörnchenverlags keine 90-, 95-, oder 99-Cent-Beträge mehr. Stattdessen erwarten euch nur noch schöne runde Euro-Beträge und höchstens einmal 50-Cent Beträge, zum Beispiel wie gehabt beim Versand.
Einige große Verlage haben dieses Preiskonzept mit unterschiedlichen Begründungen bereits für sich entdeckt und umgesetzt. Bei Oetinger zum Beispiel: heißt es „Die runden Preise entsprechen der Wertigkeit unserer Produkte und wir sind davon überzeugt, dass sie von den Kunden als klares Signal begrüßt werden“ (Thilo Schmid, Verlagsgruppe Oetinger). Manche Verlage verabschieden sich zunächst auch nur von den 99-Cent-Beträgen, um damit auch dem Buchhandel entgegenzukommen. (Mehr dazu hier und hier und hier)
Die großen Verlage haben gute Gründe für ihre Entscheidungen, die auch dem Eichhörnchenverlag einleuchten. Ausschlaggebend waren dann aber doch zwei andere Argumente.
Zum einen verkaufen wir unsere Bücher auch gelegentlich direkt auf Märkten und ähnlichen Veranstaltungen und da ist es für uns schlicht einfacher, wenn wir nicht auf den 10-Cent-Vorrat achten müssen. Auch haben wir gemerkt, dass der ganz große Teil der Käufer*innen bei diesen Gelegenheiten gern die 10 Cent als Trinkgeld da lässt und offenbar auch der Meinung ist, dass unsere Bücher das wert sind. Danke dafür! 🙂
Zum anderen wissen wir, dass die Pfennigfuchserei in den höheren Cent-Beträgen genau dies ist: eine Fuchserei. Die sogenannten gebrochenen Preise oder Schwellenpreise sind ein psychologischer Trick, um dem Kunden die Kaufentscheidung vermeintlich leichter zu machen. In Zeiten des Internethandels mag auch ein Rankingargument bei nach Preisen sortierten Listen in Onlineshops hinzukommen.
Nun ist es ohnehin nicht so, dass unsere Bücher zum klassischen Spontankaufsortiment gehören, aber darüber hinaus ergibt sich hier für uns eine Frage zu unserer Unternehmensphilosophie.
Der Eichhörnchenverlag soll ein weitgehend transparentes, aber vor allem nach allen Seiten hin, fair agierendes Unternehmen sein, dass ohne Tricks und Hintergedanken auskommt. Darum verabschieden wir uns nun mit zwei lachenden Augen von einem klassischen Hinweis aus diversen Wirtschaftsratgebern und freuen uns auf schöne runde Zahlen, die es uns leichter machen werden und auch nach allen Seiten hin fairer und ehrlicher sind.
Wie beurteilt ihr diesen Schritt, nicht nur bei uns, sondern auch bei anderen Verlagen? Ich freue mich, wenn der/die ein oder andere Lust hat, in die Kommentare zu schreiben.