Maria lactans – die stillende Mutter Gottes

Maria lactans – die stillende Mutter Gottes

Kurz vor Weihnachten machen wir mit dem heutigen Blogeintrag mal wieder einen Exkurs in die Kunstgeschichte und beleuchten eine besondere Mutter-Kind-Beziehung und die stillende Maria als Thema der Kunst.

Stillen ist für viele Menschen die erste Erfahrung von Nahrung, Intimität und liebevoller Beziehung. In der christlichen Ikonographie ist das Stillen in Gestalt der »Maria lactans« durch zahllose Andachts- und Gnadenbilder seit dem frühen Mittelalter bekannt. Hier wird die Brustweisung Mariens als klassisches Symbol ihrer Barmherzigkeit verstanden. (1) Das Motiv der Maria mit der unbefangen entblößten Brust mag manche durch seine Freizügigkeit überraschen, es findet sich aber quer durch die Kunst- und auch Religionsgeschichte. (2) Dürer, Cranach, Hans Baldung Grien, Jan van Eyck, Picasso, Gauguin oder Chagall – alle malten sie. Bis ins Heute hinein reichen die Darstellungsformen wie auch das Sinnbild von Correggios Madonna del Latte von Susanne Haun (Titelbild dieses Beitrags) zeigt. Auch in der Bildhauerei war die Maria ein beliebtes Motiv. Im Barock entstanden an Wallfahrtsorten Brunnen mit Marienfiguren, aus deren Brüsten das heilkräftige Wasser sprudelt, dem übernatürliche Kräfte zugesprochen wurden. So etwa Brunnen in Passau-Mariahilf oder in Rengersbrunn im Spessart – dort nennt man das klare Wasser auch „Liebfrauenmilch“. (3)

Die Idee von der göttlichen Milch in der christlichen Ikonografie geht zurück auf das alte Ägypten und das Motiv der Göttin Isis, die den Horusknaben stillt. Durch ihre Milch nimmt Horus göttliche Kräfte auf. (4) Zahllos sind die Darstellungen der Isis, die ihren Sohn auf dem Schoß hält, mit der linken Hand seinen Kopf stützend, mit der rechten ihm die Brust reichend. Häufig ließen sich Pharaonen selbst an Stelle von Horus abbilden, um an seiner statt an der göttlichen Brust zu trinken und so ihre irdische Macht göttlich zu legitimieren. Die göttliche Milch der Isis mache angeblich aus den Menschen Gottesmenschen. (5) Einen regelrechten Boom erlebte das Motiv im Mittelalter und Maria lactans, die stillende Gottesmutter, wurde zu einem eigenen Genre. (4)

Albrecht Dürer malte Maria und ihren Sohn in besonders liebevoller Weise mit seiner „Maria das Kind stillend“ von 1503. Maria hat auf dem Bild ihre Brust entblößt, der Sohn nuckelt friedlich daran, während er mit der linken Hand an der Kleidung der Mutter herumnestelt. Maria beugt ihr Haupt und lächelt, Dürer zeigt sie mit geöffnetem Mund und Zähnen, auch wenn sich das für die Zeit eigentlich nicht ziemt. Diese Darstellung verstärkt den Eindruck von einer einfachen Frau, die blondgelockt und mit leichtem Doppelkinn keine reine Schönheit ist. Dabei ist die Intimität des Christuskindes mit seiner Mutter auf Dürers Bild dieselbe, die der Betrachter selbst erfahren kann, wenn er die kleine Lindenholztafel betrachtet. Sie ist kleiner als ein DIN-A4-Blatt und man muss ihr ganz nah kommen, um alle Details sehen zu können. Ursprünglich konnte es gedreht werden. Auf der Rückseite ist eine Passage eines Marienhymnus zu lesen, die übersetzt lautet: „Nur die Jungfrau stillte mit ihrer vom Himmel her gefüllten Brust“. (6)

Im Spannungsfeld zwischen Göttlichkeit und Erotik, konkreter und mystischer Figur lebt die berühmte „Madonna von Melun“ des französischen Hofmalers Jean Fouquet, auch „Madonna Sorel“ genannt. Wahrscheinlich verbirgt sich hinter der blassen Gottesmutter die Geliebte Karls VII., Agnès Sorel. Dem hier eher desinteressiert wirkenden Christusknaben bietet sie ihre pralle Brust dar, von Intimität auf diesem Bild keine Spur. Das Gemälde wirkt mehr wie ein Standesporträt, auf dem die Frau ihre körperlichen Vorzüge präsentiert denn wie ein Andachtsbild. Andere Darstellungen zeigen sie bei Jean-Laurent Mosnier als Rokoko-Dame, bei Gauguin als tahitianische Naturschönheit, bei Paula Modersohn-Becker als Frau vom Land, die in ihrer vollkommenen Nacktheit wieder zur Urmutter wird. (4) Ein sehr modern erscheinendes, eigentlich aber barockes Mutterbild ist die Madonna von Theodor van Thuldens: Diese wendet sich nicht dem Kind zu, sondern einem Buch. (7)

Neuere Darstellungen gibt es von Picasso, Gauguin, Chagall, Armin Horovitz oder Michael Fuchs. Auch Susanne Haun als Künstlerin des Eichhörnchenverlages hat sich dem Sujet angenommen und eine Interpretation der Madonna del Latte von Correggio gezeichnet, die auch in der in Kürze erscheinenden Broschüre SUSANNE HAUN |WERKSCHAU 2013-2020 zu bestaunen ist. (8)

Neben der Intimität des Stillens, der engen Verbindung von Mutter und Kind, kommt den Mariendarstellungen noch eine andere Bedeutung zu. Denn Maria ist zugleich himmlische Mutter und irdische Ernährerin. Das Stillen symbolisiert somit auch, dass ihr Sohn ganz Mensch ist – und damit abhängig von Menschenmilch. Das hilflose, auf den Leib Mariens angewiesene Kind ist der menschgewordene Gott. (5)  

In der Antike war es noch vonnöten gewesen, die Göttlichkeit des Menschen Jesus von Nazareth festzuschreiben. Maria kam dabei die Rolle der „Gottesgebärerin“ zu. Diese Sichtweise war bis ins späte Mittelalter hinein selbstverständlich. Neuen Frömmigkeitsbewegungen ab dem 14. Jahrhundert erschien es nun sinnvoll, die andere Seite hervorzuheben. Christi Menschlichkeit wurde wiederentdeckt, um einen unmittelbareren Bezug zu Gott zu finden. Deshalb gewannen Bilder der stillenden Maria an Bedeutung, die nun die enge Beziehung Jesu zu seiner Mutter hervorhoben. (6) Sie zeigen auch die besondere Innigkeit, die in der Beziehung zwischen Mutter und Kind entstehen kann.

Beitragsautorin: Katharina Schulze

Wir gehen in die Winterpause und sind im Januar wieder mit frischen Ideen, spannenden Blogartikeln und bunten Posts für euch da. Eure Bestellungen packen und versenden wir natürlich weiterhin umgehend, damit euch der Bilderbuchstoff auch im Lockdown nicht ausgeht!

Der Eichhörnchenverlag wünscht euch allen eine frohe Weihnachtszeit. Macht es euch trotz der aktuellen Lage schön und startet gut ins neue Jahr!

PS: Unsere Neuerscheinungen warten nur darauf, euch die Zeit zu Hause zu versüßen.

(c) Titelbild: Susanne Haun: EIGENE INTERPRETATION DER MADONNA DEL LATTE NACH CORREGIO | 2019 | 50 x 65 | Tusche auf Büttenpapier | Zeichnung | WZ–Nr. 2019.11.19.0001.

Quellen

(1) Gras, Claudia: Maria lactans Die Stillende in der Kunst, unter: https://www.altertuemliches.at/termine/ausstellung/maria-lactans-die-stillende-der-kunst (letzter Aufruf: 17.12.2020 )

(2) Wiener Dommuseum: Sonderschau über “Maria lactans”, 12. November 2009, unter: http://www.kath.net/news/24527 (letzter Aufruf:17.12.2020 )

(3) Feldmann, Christian: Sehnsucht nach dem zärtlichen Gott, 11.01.2019, Unter: https://www.dw.com/de/sehnsucht-nach-dem-z%C3%A4rtlichen-gott/a-47047069 (letzter Aufruf: 17.12.2020 )

(4) Kuhn, Nicola: Stillende Frauen in der Kunst: Öffentliches Stillen: erlaubt in Kirchen und Museen, 28.02.2016, unter: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/stillende-frauen-in-der-kunst-oeffentliches-stillen-erlaubt-in-kirchen-und-museen/13022796.html  (letzter Aufruf: 17.12.2020 )

(5) Danzer, Claudia: Marias Milch – ein unwichtiges, aber witziges Thema der Theologie, 30. April 2018, unter: https://y-nachten.de/2018/04/marias-milch-ein-unwichtiges-witziges-thema-der-theologie/ (letzter Aufruf: 17.12.2020 )

(6) Pollmer-Schmidt, Almut: Bild des Monats: „Maria das Kind stillend“ von Albrecht Dürer, 22.12.2013, unter: https://blog.staedelmuseum.de/bild-des-monats-maria-das-kind-stillend-von-albrecht-durer/ (letzter Aufruf: 17.12.2020 )

(7) Kunst und Kultur: Die Milch der höchsten Mutter. “Maria lactans” als Thema des Wiener Dommuseums, 23. Dezember 2009, unter: https://www.derstandard.at/story/1259282621343/die-milch-der-hoechsten-mutter (letzter Aufruf: 17.12.2020)

(8) Haun, Susanne: Mein Sinnbild von Correggios Madonna del Latte – Zeichnung von Susanne Haun, 14.September 2020, unter: https://susannehaun.com/2020/09/14/mein-sinnbild-von-correggios-madonna-del-latte-zeichnung-von-susanne-haun/ (letzter Aufruf: 17.12.2020)

Drei Jahre nach der Gründung des Eichhörnchenverlags ist es an der Zeit, euch endlich einmal die Person vorzustellen, die bei uns dafür verantwortlich ist, dass aus guten Bilderbuchinhalten auch wirklich gute Bücher werden.

Haben Autor*innen und Künstler*innen ihre Arbeit getan, sind Texte und Bilder fertig, steckt das Buch selbst trotzdem noch lange in seinen Kinderschuhen.

Antje Rother

Das zum Inhalt passende Material will gefunden, ein stimmiges Format entschieden werden. Manche Bilder haben reproduktionsbedingte Fehler, die ausgeglichen werden müssen, Schriften müssen gefunden, Satz und Layout konzipiert und umgesetzt werden. All dies tut im Eichhörnchenverlag federführend Antje Rother.

Wir sind es gewohnt, unter den Urheber*innen eines Buches nach deren Autor*innen, Künstler*innen und Illustrator*innen zu fragen, dabei ist der Anteil der Grafiker*innen am Buchobjekt ebenso maßgeblich für dessen Anmutung und Erfolg. Ihr Können rückt alles andere erst in das richtige Licht, ihr Können entscheidet, ob wir im Buchladen Lust bekommen, ein bestimmtes Buch in die Hand zu nehmen, ihr Können gibt unabhängig von der Qualität des Inhalts eines Buches den Ausschlag darüber, ob ein Buch selbst gut ist, oder nicht.

Mit Antje Rother hat der Eichhörnchenverlag von Anfang an eine herausragende Grafikerin im Team. Fünf Bilderbücher, zwei Bilderadventskalender, diverse Postkarten und nicht zuletzt unser Verlagslogo, welches ebenfalls ihre Kreation ist und von welchem hier und hier schon einmal berichtet wurde, zeugen davon. Dass sie nicht nur meisterlich versteht, den Arbeiten anderer einen passenden Rahmen zu geben, sondern auch selbst ein vorzügliche und im besten Sinne eigensinnige Künstlerin ist, wissen all jene, die sie ein klein wenig persönlich kennen und können alle erahnen, die schon einmal das Buch KLEINE VOGEL-WUNDERKAMMER – BEGLEITBUCH MIT NAMEN in der Hand hatten, dessen Grafiken sämtlich von ihr stammen.

Wir erwarten in den nächsten drei Jahren noch viel Spannendes und Schönes von Antje Rother zu sehen und wir freuen uns schon darauf!

Im Zuge unserer Arbeiten an unserem Verlagsprogramm 2020 ist ein weiterer Text entstanden. Nachdem der letzte Text das Thema Nachhaltigkeit behandelte, beschäftigt sich dieser mit dem Kunstbegriff des Eichhörnchenverlags.

Wir wünschen viel Freude beim Lesen und Nachgrübeln!

Übrigens: Wer uns und unsere Bücher live und in Farbe erleben möchte hat an diesem Wochenende bei der BuchBERLIN Gelegenheit dazu. Wir freuen uns auf euch!

GANS aus der Serie LANDTIERE. Collage von (c) Susanne Haun.

ART IS FOR EVERYONE

…und fragt nicht nach ihrer Betrachter*innen Alter!

Was ist Kunst? Was ist die Aufgabe der Kunst? Für wen ist die Kunst?

Wir suchen in unseren Bilderbüchern Kunstwerke zu zeigen, die für sich stehen und stets ihre ganz eigenen Geschichten erzählen, ohne Rücksicht und ohne Abhängigkeit von anderen Werken in Wort oder Bild.

Wir glauben, dass jedes in sich geschlossene und frei entwickelte Kunstwerk ein schier unerschöpflicher Fundus an Geschichten ist. Es erzählt von der Person und der Realität seiner Schöpfer*innen, von Materialien, Zeit und Motiven und immer wieder als Spiegel von den Horizonten seiner Betrachter*innen und von möglichen Perspektiven über diese Horizonte hinaus.

Jedes Mal, wenn wir uns einem Kunstwerk zuwenden, können wir eine Teilmenge dieser Geschichten erfahren und fügen unseren eigenen Anteil hinzu und jedes Mal, wenn wir unsere Betrachtungen mit einem anderen Menschen teilen, werden wir einen ganzen Schatz neuer Geschichten entdecken und uns an ihnen erfreuen und wachsen können. Darum glauben wir, dass Kunst in aller Menschen Hände und auch ins Bilderbuch für die Allerkleinsten gehört.

Kunst fließt. Ob unser Kunstbegriff tatsächlich der Kunst in unseren Büchern entspricht, können wir nicht beurteilen. Jede*r von uns, ob klein, ob groß hat einen eigenen Geschmack und so bleibt unser Kunstbegriff frei, mit unbestimmtem Ausgang ohne einer vorbestimmten Erzählung zu folgen – auch nicht unserer eigenen.

Hierin liegt das Wunder des Kunstwerks.

Letzte Woche hatte ich die große Freude, an einer Ausstellungseröffnung teilnehmen und auch ein wenig mitwirken zu dürfen.

Das Bürgerhaus Gottin stellt zurzeit und noch bis September zahlreiche Werke Jesko Donsts aus. Die Schau umfasst Arbeiten aus vielen seiner Schaffensphasen und schafft den weiten Bogen von frühen Tuschezeichnungen aus der Kindheit des Künstlers, über seine Meisterschaft in der Porzellanmalerei, seine Entwicklung in der Acryllasurmalerei – darunter auch einige Originale aus unserem Bilderbuch KLEINE VOGEL-WUNDERKAMMER – bis hin zu jüngsten Aquarellgemälden.

Das Bürgerhaus Gottin steht etwas abgelegen in der Mecklenburgischen Schweiz und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer zu erreichen, nichtsdestotrotz ist die Qualität der versammelten Werke so groß, dass ich nur empfehlen kann einen Ausflug zu machen, besonders jenen, welche es zur sommerlichen Urlaubszeit eh in Richtung Ostsee oder Mecklenburger Seenplatte zieht!

Die Eröffnung der Ausstellung war wunderbar und sehr sympathisch organisiert. Die Gäste hatten Gelegenheit Platz zu nehmen und ein abwechslungsreiches Programm zu genießen. Renate Hippauf führte durch den Abend, gab eine Einführung in die Ausstellung und entlockte dem Künstler im Rahmen eines Live-Interviews noch manche spannende Anekdote und Hintergrundgeschichte. Ich selbst durfte auch ein paar Worte sagen, die unten nachgelesen werden können.

Die verschiedenen Wortbeiträge wechselten sich mit Klaviermusik ab. Wir lauschten mehreren Stücken der Romantik, welche sich mit dem Sehnsuchtsort Wald sowie dem Erleben und Empfinden von Natur auseinandersetzten, gespielt vom gerade erst mehrfach ausgezeichneten Pianisten Daniel Prinz.

Kurzum, es war sehr schön und ich danke allen Mitwirkenden!

Das Bürgerhaus Gottin bzw. der darin wirkende Förderverein Bürgerhaus der Gemeinde Warnkenhagen e. V. ist übrigens für den Engagementpreis Mecklenburg-Vorpommern 2019 nominiert, für welchen hier abgestimmt werden kann.

Herzlichen Dank an Dr. Lutz Rzehak für die Erlaubnis zur Verwendung seiner Fotos.

PS: nachdem der Eichhörnchenverlag zuletzt eine längere Blogpause eingelegt hatte, soll es nun wieder öfter etwas Neues von uns zu lesen geben. Wer deshalb zwar nicht jede Woche auf die Homepage gehen und trotzdem nichts verpassen möchte, kann übrigens auch unseren Newsletter bestellen. Unser Newsletter erscheint alle ein bis zwei Monate und enthält immer alle wichtigen Neuigkeiten und Termine.

Laudatio zur Eröffnung der Ausstellung “Naturschönheiten” von Jesko Donst im Bürgerhaus Gottin

von Nina A. Schuchardt

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich begrüße Sie herzlich zur Eröffnung der Ausstellung „Naturschönheiten“ hier im Bürgerhaus Gottin.

Ich möchte zuallererst meinen Dank aussprechen. Dank für die Einladung hierher an Jesko Donst und besonderen Dank an Frau Dr. Niemann und Frau Hippauf für die Organisation und Kuration dieser Ausstellung, sowie allen anderen, die hier am Bürgerhaus Gottin mitwirken. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass solch ein Engagement viel Zeit und Energie und Leidenschaft abverlangt und manchmal sehr anstrengend ist. Es sind aber genau solche Projekte wie die kultur- und miteinanderstiftende Nutzung des Bürgerhaus Gottin, die kleine und abgelegenere Orte und Gemeinschaften lebendig und fruchtvoll halten. Mit diesem Wissen also: Vielen Dank Ihnen allen!

Mein Name ist Nina Alice Schuchardt, ich bin Kunsthistorikerin und Verlegerin von Bilderbüchern.

Ich hatte das Glück, eines dieser Bilderbücher mit Jesko Donst machen zu können. Die KLEINE VOGEL-WUNDERKAMMER -so heißt es – ist im März dieses Jahres erschienen und diesem Umstand verdanke ich wohl auch das ich heute hier sprechen darf. Das Bilderbuch versammelt fünf Acrylgemälde, die von den vier Jahreszeiten bzw. dem Lauf eines Tages inspiriert sind und von Vögeln und diversen anderen Lebensformen bevölkerte Landschaften und Arrangements vorstellen.

Auf meinem Lieblingsbild in diesem Buch – wenn man das überhaupt so sagen kann – sind Eisvögel die Stars der Stunde. Unter den Nebendarstellern im Bild finden sich aber auch zwei Hain-Bänderschnecken und warum ich das jetzt besonders bemerkenswert finde, möchte ich gern mit einer kleinen Anekdote erläutern, die geeignet ist zu zeigen, was die Bilder Jesko Donsts mir persönlich bedeuten.

Letzte Woche war ich mit meiner Familie im Museum für Naturkunde in Berlin. Ich liebe dieses Museum. Ich war als Kind schon oft mit meinen Großeltern dort und fahre heute ebenso gern mit meinem Kind hin, welches – wie ich – nicht genug bekommt, von diesem Haus.

Das Museum für Naturkunde in Berlin legt ganz besonders großen Wert auf die Darstellung der wunderbaren Artenvielfalt unseres Planeten Erde und deren evolutionäres Werden. Ein ganzer Hauptsaal ist der Vielfalt unserer Biodiversität und der Funktion der Evolution gewidmet und zeigt diese in einer umfassenden Umschau von Exponaten aus allen Teilen der Erde, als eine große bunte und vielfältige Familie vereint.

In diesem Saal findet sich unter anderem eine Sammlung Schneckenhäuser von Hain-Bänderschnecken. Sie illustrieren im Ausstellungskontext den großen Variantenreichtum, der innerhalb mancher Arten vorkommt ebenso, wie die schier unglaubliche Kraft mancher Arten, sich neuen Gegebenheiten anzupassen und mit dieser Anpassungsfähigkeit neue Räume zu erschließen und zu emigrieren. Im Falle der Hain-Bänderschnecke inzwischen bis nach Nordamerika.

Vor dieser Vitrine habe ich festgestellt, dass es für all das, was ich an Jesko Donsts Bildern bewundere und was sie für mich bedeuten ein Symbol gibt und dieses Symbol habe ich hier in meiner Hand. Es ist das Haus einer Hain-Bänderschnecke.

Der perfekte Aufbau eines Schneckenhauses, der einer logarithmischen Spirale gleicht, steht mir für die präzise Technik, das perfektionierte Handwerk des Künstlers, welches wir als ästhetisch und im höchsten Maße bestaunenswert wahrnehmen.

Das Haus der Hain-Bänderschnecke steht mir auch für das Wissen, dass jedes seiner Bilder vermittelt. Nicht nur gereicht die bereits erwähnte präzise Malweise manch wissenschaftlicher Beschreibung zu Ehre, es ist aus diesen Bildern tatsächlich für jede*n von uns viel Wissen zu erlangen. Ich zum Beispiel habe bei der Beschäftigung mit ihnen (und besonders mit dem eingangs erwähnten Eisvogelbild) gelernt, dass es ganz unterschiedliche gestreifte Schnecken gibt, darunter die Garten- und die Hain-Bänderschnecken und wodurch sie sich unterscheiden: Die Hain-Bänderschnecke hat eine dunkle Hausmündung.

Schon in dem allerersten Bild, dass ich mir von Jesko Donst je näher angesehen und mit welchem ich mich intensiv beschäftigt habe, war der heimliche Star eine Hain-Bänderschnecke und dabei fiel mir etwas auf: Der Duktus, die Inszenierung des Motivs ähnelte der niederländischen Stilllebenmalerei des 17. und 18. Jahrhunderts, besonders der Wald- und Blumenstilllebenmalerei.

Die Niederlande wurden im 17. Jahrhundert zu einer der wichtigsten See- und Wirtschaftsmächte und oft genug dienten die Stillleben dieser Zeit dazu, den neugewonnen Reichtum; die aus allen Teilen der Welt – zum Beispiel in Form von Tulpenzwiebeln – herbeigebrachte Pracht, zu zeigen. Der Unterschied ist nur, dass Jesko Donst uns in der Regel die Pracht vor unserer Haustür vorführt, die wir sonst so oft übersehen oder sogar mit Füßen treten.

Die Zurschaustellung der Schneckenhäuser im Berliner Museum für Naturkunde zielt in eine ähnliche Richtung. Sie bedeutet die sichtbare Bewunderung dieser zunächst unscheinbaren Wesen und eine Würdigung ihres Platzes in unseren Ökosystemen. Dieselbe Achtung und Bewunderung für alles Lebendige findet sich in den Bildern Jesko Donsts, die uns die Einzigartigkeit und Schönheit allen Seins vorführen und uns mahnen, dies zu schätzen und zu schützen.

Ich bin froh, Jeskos Donsts Bilderkosmos in meinem Leben zu haben, denn er öffnet mir für diese Dinge die Augen und lässt mich auf den Wegen der Ästhetik entdecken, erfahren, begreifen und empfinden, wie wertvoll jedes noch so kleine und noch so andere Leben ist.

Lieber Jesko, deine Bilder sind mir stets aufs neue ein Fest für die Augen, den Kopf und das Herz. Es ist wunderbar, dass dieses Fest in dieser Ausstellung wieder einmal in großer Runde gefeiert wird!

Ich wünsche uns allen viel Freude dabei!

Vielen Dank.

Die Europawahl steht vor der Tür. Ich werde wählen gehen, weil ich immer wählen gehe, seit ich das darf. Die Stimme, die mir in einer demokratischen Wahl gegeben ist, ist eines der wichtigsten und direktesten, gleichzeitig auch eines der einfachsten Mittel, die mir für die Gestaltung meines Lebens und meiner Umwelt gegeben sind. Machte ich keinen Gebrauch von meinem Wahlrecht, verschenkte ich meine Stimme, würde ich mich fühlen, als betröge ich mich selbst um die Chance und die Berechtigung mein Leben und meine Zukunft, viele Aspekte, die mir persönlich und gesamtgesellschaftlich am Herzen liegen, zu formen und auch mein Recht Kritik an Strukturen und Umständen, die ich falsch finde, zu üben.

Unser Recht zu wählen, ist manchmal anstrengend und frustrierend, wenn man bedenkt, dass die eigene Stimme für sich genommen nicht viel bewirkt, ist sie doch nur eine unter sehr vielen. Unser Recht zu wählen ist trotzdem und vor allem aber ein Privileg und ein unermesslicher Schatz und wir alle tun gut daran, ihn zu hegen und zu pflegen!

So oder so ähnlich sehen es wohl auch die Macher von Europe Poster, einer unabhängigen Initiative die aufgerufen hat, Posterentwürfe zur bevorstehenden Europawahl einzureichen. Alle Posterentwürfe werden auf dem Instagram-Account europe.poster veröffentlicht. Herausgekommen ist dabei bisher eine beachtliche Sammlung toller Designs und – obwohl keine direkten Wahlempfehlungen gegeben werden – ein ganz klares und starkes Bekenntnis zur Europäischen Gemeinschaft!

Einer der Posterentwürfe für europe.poster stammt von dem Berliner Künstler und Designer Jasper Precht und soll im Folgenden näher vorgestellt werden.

Europa – Posterdesign von Jasper Precht

Anlässlich der Europawahl 2019

Europa – dargestellt durch die mythologische Gestalt der Europa – schaut verschämt weg, wo die Grundsätze* der Europäischen Union, welche unter anderem beinhalten, alle ihre Bürger*innen gleichwertig zu halten und solidarisch zu schützen, an der Not von Menschen nichteuropäischer Herkunft scheitern.

Der Entwurf bzw. das Gemälde Jasper Prechts fällt auf, weil er dort hinfässt, wo es weh tut. Weil er Menschen zeigt, wo viele auf die gefälligere Sprache von Farb- und Zeichensymbolik (blau, gelb und Sterne…) und das Spiel mit der Typografie zurückgreifen. Weil er auch nicht die Vielfalt und die Möglichkeiten der Europäischen Union vor Augen führt und feiert oder vielleicht vor den rechten Tendenzen innerhalb der Europäischen Union, die deren Ideale angreifen wollen, warnt. Die solidarischen und freiheitlichen Prinzipien Europas sind auch in diesem Gemälde absolut und nicht verhandelbar!

Mit diesem Poster zeigt uns der Künstler, wo die Grenzen unserer Freiheit liegen, nämlich dort, wo die Not der anderen beginnt.

Ich sehe darin ein starkes Statement und übrigens auch ein Bekenntnis zu Europa – einem Europa allerdings, dass seine Werte nicht allein europäischen Bürger*innen, sondern einfach allen Menschen, die sich in seinem territorialen und ideellen Wirkungskreis aufhalten und aufhalten wollen, zugesteht.

Ein Mensch und des Menschen Leben verlieren an keiner Grenze ihren Wert.

Das künstlerische Werk Jasper Prechts ist bisher übrigens eher ohne politische Stellungnahme ausgekommen. Mit diesem Bild ändert sich das vielleicht, wozu ich ihn selbst zu Wort kommen lassen möchte:

“Gerade stelle ich mir die Frage, ob meine Kunst nicht eben doch ein gutes Mittel ist, um auch politisch aktiv zu werden, ohne allerdings meinen Stil oder die Vorlieben für [bestimmte] Motive stark zu verändern. Bei dem Poster habe ich versucht, eine Identifikation über eine Bezugsperson (Europa auf dem Stier) zu einer politischen Debatte aufzubauen, ähnlich wie eine Rückenfigur zu einer romantischen Landschaft. Das passt dann auch wieder zu meinem Stil, der ein bisschen Romantik in der Haut des Realismus ist.
So hat man also eine Bezugsfigur im Bild, die Europa (Mythologie) auf dem Stier (Zeus), welche gerade auf dem Weg nach Kreta ist. Das Motiv ist übrigens stark angelehnt an ein Bild des russischen Malers Walentin Alexandrowitsch Serow. Im Hintergrund sieht man ein Flüchtlingsboot mit einem weiteren größeren Boot einer NGO, wo allerdings ein Verbotsschild drauf steht. Privaten Organisationen ist es verboten Menschenleben zu retten. Europa blickt beschämt nach unten, die sich das Schicksal mit den Flüchtlingen teilt, nach Europa (Kontinent) zu gelangen. Die Aussage ist offensichtlich und parteilich. Mein Poster soll Empathie auslösen und so wie sich Europa schämt, sollte man sich vielleicht auch als Europäer schämen, wenn man hört, dass private Seenotretter sogar bestraft werden, wenn sie ehrenamtlich Menschenleben retten.” Jasper Precht

Dem bleibt wenig hinzuzufügen. Allein, für diejenigen unter euch, die sich für die künstlerische Technik interessieren, werde ich ein weiteres Statement des Künstlers folgen lassen, in welchem er das Vorgehen für dieses spezielle Bild dankenswerterweise dargestellt hat. Das beschriebene Digital Painting ist eine im aktuellen Schaffen Jasper Prechts recht präsente Vorgehensweise, nicht jedoch sein einziges künstlerisches Ausdrucksmittel. Ich persönlich bin auch eine große Freundin seiner “klassischen” Ölgemälde.

“Das Bild [Europa – Posterdesign anlässlich der Europawahl 2019 von (c) Jasper Precht] ist am 4.5. [2019] entstanden.
Ich habe es am Grafiktablet in Photoshop gemalt. Also ist es eine komplett digitale Illustration. Allerdings verwende ich gerne Brushes/Pinsel, die den analogen Charakter eines Öl- oder Pastellgemäldes imitieren. Diese Brushes haben meistens noch eine Textur oder sind ausgefranst.
Mein Farbauftrag liegt eigentlich bei 100%, d. h. ich verzichte auf weiche Überblendungen und trage wie bei getrocknetem Acryl die nächste Farbschicht deckend auf. Lediglich über den Transfer der Pinsel (sowas wie der Verlust der Farbe über die Strichführung) mache ich leichte Farbabstufungen. Die Farben entnehme ich manchmal tatsächlich originalen Fotos vom Meer o. Ä. und korrigiere diese anschließend im Colorpicker etwas nach Gefühl.
Ich habe ausschließlich auf einer Ebene gemalt. Es gibt technisch also keinen Vorder-/Hintergrund, was die Bilder meist weniger “künstlich” aussehen lässt. So muss man die Konturen von Figuren öfters noch mal nachziehen.
Die Wellen waren am Anfang kompositorisch ziemlich unausgeglichen. Sowas sieht man dann erst, wenn man das Bild spiegelt, was im Digitalen nur ein “Shortcut” ist. Die Wellen habe ich dann etwas mehr auf das Zentrum des Bildes gelenkt. Damit kann man das Auge des Betrachters zum Inhalt führen.” Jasper Precht

Lieber Jasper,

vielen Dank für die Erlaubnis zur Veröffentlichung deines Bildes und all deine Ausführungen dazu!

Mehr von Jasper Precht auf Instagram.

Geht wählen!

* Der Vertrag über die Europäische Union und der Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union können hier in ihren konsolidierten Fassungen eingesehen werden.

Artikel 1 bis 3 des Vertrages über die Europäische Union besagen:

Artikel 1

(ex-Artikel 1 EUV) (2)

Durch diesen Vertrag gründen die HOHEN VERTRAGSPARTEIEN untereinander eine EUROPÄISCHE UNION (im Folgenden “Union”), der die Mitgliedstaaten Zuständigkeiten zur Verwirklichung ihrer gemeinsamen Ziele übertragen.

Dieser Vertrag stellt eine neue Stufe bei der Verwirklichung einer immer engeren Union der Völker Europas dar, in der die Entscheidungen möglichst offen und möglichst bürgernah getroffen werden.

Grundlage der Union sind dieser Vertrag und der Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union (im Folgenden “Verträge”). Beide Verträge sind rechtlich gleichrangig. Die Union tritt an die Stelle der Europäischen Gemeinschaft, deren Rechtsnachfolgerin sie ist.

Artikel 2

Die Werte, auf die sich die Union gründet, sind die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte einschließlich der Rechte der Personen, die Minderheiten angehören. Diese Werte sind allen Mitgliedstaaten in einer Gesellschaft gemeinsam, die sich durch Pluralismus, Nichtdiskriminierung, Toleranz, Gerechtigkeit, Solidarität und die Gleichheit von Frauen und Männern auszeichnet.

Artikel 3

(ex-Artikel 2 EUV)

(1) Ziel der Union ist es, den Frieden, ihre Werte und das Wohlergehen ihrer Völker zu fördern.

(2) Die Union bietet ihren Bürgerinnen und Bürgern einen Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts ohne Binnengrenzen, in dem – in Verbindung mit geeigneten Maßnahmen in Bezug auf die Kontrollen an den Außengrenzen, das Asyl, die Einwanderung sowie die Verhütung und Bekämpfung der Kriminalität – der freie Personenverkehr gewährleistet ist.

(3) Die Union errichtet einen Binnenmarkt. Sie wirkt auf die nachhaltige Entwicklung Europas auf der Grundlage eines ausgewogenen Wirtschaftswachstums und von Preisstabilität, eine in hohem Maße wettbewerbsfähige soziale Marktwirtschaft, die auf Vollbeschäftigung und sozialen Fortschritt abzielt, sowie ein hohes Maß an Umweltschutz und Verbesserung der Umweltqualität hin. Sie fördert den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt.

Sie bekämpft soziale Ausgrenzung und Diskriminierungen und fördert soziale Gerechtigkeit und sozialen Schutz, die Gleichstellung von Frauen und Männern, die Solidarität zwischen den Generationen und den Schutz der Rechte des Kindes.

Sie fördert den wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt und die Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten.

Sie wahrt den Reichtum ihrer kulturellen und sprachlichen Vielfalt und sorgt für den Schutz und die Entwicklung des kulturellen Erbes Europas.

(4) Die Union errichtet eine Wirtschafts- und Währungsunion, deren Währung der Euro ist.

(5) In ihren Beziehungen zur übrigen Welt schützt und fördert die Union ihre Werte und Interessen und trägt zum Schutz ihrer Bürgerinnen und Bürger bei. Sie leistet einen Beitrag zu Frieden, Sicherheit, globaler nachhaltiger Entwicklung, Solidarität und gegenseitiger Achtung unter den Völkern, zu freiem und gerechtem Handel, zur Beseitigung der Armut und zum Schutz der Menschenrechte, insbesondere der Rechte des Kindes, sowie zur strikten Einhaltung und Weiterentwicklung des Völkerrechts, insbesondere zur Wahrung der Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen.

(6) Die Union verfolgt ihre Ziele mit geeigneten Mitteln entsprechend den Zuständigkeiten, die ihr in den Verträgen übertragen sind.

Auf Instagram bat Wenke Bönisch von der Kinderbibliothek: Schreibt mal bitte zur Maltechnik des Buches.

Dieser Aufforderung komme ich hiermit gerne nach!

Die Bilder im Bilderbuch KLEINE VOGEL-WUNDERKAMMER stammen von Jesko Donst, der sich von 1983 bis 1990 in Meißen und Berlin zum Porzellanmaler ausbilden ließ und diese Ausbildung mit Auszeichnung abschloss. Seither hat er seine Kunst in verschiedensten Medien vorgeführt. Er ist Porzellanmaler und Illustrator, Gestalter von Tapeten, Stoffen und Papeterieartikeln und Maler von Aquarell- und Acrylgemälden.

Die im Bilderbuch KLEINE VOGEL-WUNDERKAMMER reproduzierten Bilder haben im Original ein Format von 24 x 48 cm, was in etwa dem Format des aufgeklappten Buches entspricht. Tatsächlich sind die Bilder im Buch etwas kleiner, denn wir haben uns kurz vor Abschluss des Projektes noch entschieden, die Bilder mit einem farbigen Rand zu umgeben, um Beschnittverluste an den Bildern in der Druckerei zu vermeiden.

Es handelt sich bei den fraglichen Bildern um Acrylgemälde. Die Bildträger sind Spanplatten von ca. 5 mm. Diese im Baumarkt erhältlichen Platten haben den Vorteil einer industriell geglätteten Oberfläche, bei relativ geringer Bewegung. Das heißt, sie verformen sich weniger als beispielsweise eine Massivholzplatte sind aber trotzdem ein Holzwerkstoff.

 

Viele Farben hinterlassen bleibende Spuren. Detailansicht des Maltisches von Jesko Donst.

Seine Farben mischt sich der Künstler selbst. Dabei verwendet er keine synthetischen, aber ausschließlich anorganische Pigmente, vor allem Oxide. Dieses Vorgehen mag einen Grund in der Gewohnheit der Porzellanmalerei haben, denn beim Brand von Porzellan würde jedes organische Pigment einfach verbrennen. Anorganische Pigmente haben aber auch sonst die Eigenschaft im Vergleich zu organischen Pigmenten alterungsbeständig zu sein.

Als Bindemittel dienen bei Acrylfarben grundsätzlich Kunstharze in Verbindung mit Lösungsmitteln z. B. Wasseranteilen. Nach Verdunstung des Wassers bleiben die Kunstharze und Pigmente als feste und dann wasserunlösliche Farbschicht zurück. Im Vergleich zu anderen Farben sind Acrylfarben aber auch nach der Trocknung noch relativ flexibel. Die Erfahrung – zum Beispiel mit einer wunderbaren und sehr großformatigen in Acryl bemalten Leinwand von Susanne Haun, die ich einmal in einer Ausstellung zeigen durfte – zeigt dennoch, dass auch die Flexibilität von Acrylfarben nicht unbegrenzt ist. Auch sie bekommen mit zunehmenden Alter und abhängig von der mechanischen Beanspruchung Risse. Es würde mich persönlich sehr interessieren zu sehen, wie sich die Oberflächen der Bilder Jesko Donsts in 100 oder 200 Jahren präsentieren und vor welche Aufgaben sie mögliche Restauratoren wohl stellen mögen.

Seine Malträger (also die Holzplatte) grundiert Jesko Donst zuerst in den Grundfarben des Bildes. Dabei werden auch erste räumliche Parameter definiert. Beim Titelbild unseres Bilderbuchs (“Schleiereulen” oder “Tageslauf”) und auch auf Seite 5/6 („Stieglitze“ oder „Sommer“) werden mithilfe diffuser Farbverläufe von Himmelblau zu Hellgrün Horizontlinien angedeutet.

“Schleiereulen” oder “Tageslauf” von (c) Jesko Donst. Hier noch unvollendet. Acryl auf Holz, 2018.

Auf Seite 7/8 („Eichelhäher und Eichhörnchen“ oder „Herbst“) wurde mit einer klaren Trennung von Hellbraun/Grau oben und einem satten Braun unten eine deutlich begrenze Fläche als Träger oder Bühne des Stilllebens definiert.

“Eichelhäher und Eichhörnchen” oder “Herbst” von (c) Jesko Donst. Hier noch unvollendet. Acryl auf Holz, 2018.

Schicht für Schicht wird das Motiv nun aufgebaut und verfeinert. Nach der groben Anlage des Hintergrundes werden die verschiedenen Objekte im Bild mittels Flächen in ihren jeweiligen Grundfarben festgelegt. Jede weitere Farbschicht wird nun kleinteiliger, wird genauer und detailreicher. An einem der Eichelhäher von Seite 8 im Bilderbuch ist dieses Vorgehen gut dokumentiert und nachvollziehbar.

Auf den komplexesten Stellen im Bild summieren sich mit dieser Technik 15 bis 20 teils transparente Farbschichten. Sie formen den Detailreichtum, den wir als lebensechte Darstellung wahrnehmen und sind gleichermaßen für die Lichtmodellierung nötig, ohne welche das Bild trotz aller Details starr bleiben würde.

Bildelemente, welche dem Künstler besondere Konzentration und Anstrengung abverlangten, waren übrigens die Augen der Stieglitze (Seite 5/6 im Bilderbuch). So wie wir Wimpern tragen, tragen nämlich auch diese kleinen Vögel winzige Federn auf den Lidern. Diese Federn mit dem Pinsel nachzuempfinden und korrekt zu platzieren, kann keine leichte Aufgabe gewesen sein.

Detail, vergrößert. “Stieglitze” oder “Sommer” von (c) Jesko Donst. Acryl auf Holz, 2018.

Interessant ist außerdem, dass der Künstler nicht immer das ganze Bild bearbeitet, sondern sich vielmehr ein Teilmotiv nach dem anderen vornimmt. Dies führt dazu, dass manche Aspekte eines Bildes bereits fast vollständig ausgearbeitet sein können, während andere noch in der ersten groben Anlage verbleiben. Auf die Frage hin, nach welchen Kriterien er die Motivteile in der Ausarbeitung anordnet, antwortet Jesko Donst: Das wovor er am meisten Respekt hat, wird zuerst bearbeitet. Bei dem Bild “Eichelhäher und Eichhörnchen” gehörte zu diesen besonders respekteinflößenden Bildteilen also offenbar das Eichhörnchen und beim Umschlagbild “Schleiereulen” das hochkomplexe Gefieder der Schleiereule. Ich finde, hierin zeigt sich ein gutes Stück Arbeitsmoral, kenne ich doch auch von mir selbst den Reflex, die angsteinflößenden Aufgaben etwas herauszuzögern.

Für die Fertigstellung eines einzigen Bildes von der Art, wie sie in unserem Bilderbuch zu finden sind, benötigt der Künstler 3 bis 4 Monate. Diese lange Fertigungszeit ergibt sich aus den Trocknungszeiten, die die einzelnen Farbschichten benötigen und vor allem aus dem mentalen und physischen Kraftakt, den der Künstler selbst erbringt. Um derart kleinteilig und akkurat zu arbeiten, ist ein großes Maß an Konzentration erforderlich, welches immer nur für eine begrenzte Zeitspanne aufrechterhalten werden kann. Auch kennt jeder Körper Ermüdungserscheinungen. Im Falle solcher Malerei betrifft das zum Beispiel Ermüdungen des Auges, welches winzige Details vermessen und beurteilen muss oder Ermüdungen des Bewegungsapparats, insbesondere der Hand, die kleinste Bewegungen präzise setzen muss. Ich ziehe meinen Hut vor dieser Leistung!

Zu guter Letzt ist es immer wieder nötig, dass Bild einmal beiseite zu stellen, um es später mit einem frischen Blick und unverstelltem Geist von Neuem zu betrachten. Danach erst können die letzten Feinschliffe ausgeführt werden. Manchmal führen solche Arbeitspausen auch mitten im Prozess zu Veränderungen und Verfeinerungen im Motiv, wenn sich mit der Modulation der Farbe zeigt, dass ein Teilaspekt sich nicht in gewünschter Weise einfügt. Gut zu sehen ist dies an den Beispielen der Bachstelzen im Umschlagbild “Schleiereulen” oder der im Schnee verschwundenen Hasen von Seite 1/2 (“Fasane” oder “Winter”).

Es ist wunderbar, dass wir all diese Aspekte der Kunstwerdung für die KLEINE VOGEL-WUNDERKAMMER dank der Arbeitsdokumentation Jesko Donsts nachvollziehen können!

 

P.S.: Allen, die jetzt erst richtig auf den Geschmack gekommen sind und gern noch mehr über den Künstler Jesko Donst und seine Kunst erfahren möchten, sei ein aktuelles Fernsehportrait des NDR empfohlen: https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/nordtour/Der-Porzellanmaler-,nordtour12326.html

Liebe Büchermenschen und Advokat*innen des Kunstgenusses für große, kleine und ganz kleine Menschen; ihr, die ihr Kontemplation, Genuss und Bildung liebt und dies auch gern mit Kindern teilt; ihr, die ihr auf der Suche nach dem Besonderen seid,

Ab sofort könnt ihr unseren neuen Schatz die KLEINE VOGEL-WUNDERKAMMER und ihr Begleitbuch KLEINE VOGEL-WUNDERKAMMER – BEGLEITBUCH MIT NAMEN von Jesko Donst und Antje Rother in unserem Onlineshop vorbestellen.

Diejenigen unter euch, die über ihre Entdeckungen außerdem schreiben, sprechen und Filme machen und diese mit ihrem eigenen Publikum teilen, können außerdem ab sofort Rezensionsexemplare bestellen: kontakt@eichhoernchenverlag.de

Als kleinen Vorgeschmack gibt es hier schon einmal einen Blick auf das Cover der KLEINEN VOGEL-WUNDERKAMMER von Jesko Donst.

KLEINE VOGEL-WUNDERKAMMER. Umschlagvorderseite (c) Bild von Jesko Donst.

Das Pappebilderbuch KLEINE VOGEL-WUNDERKAMMER von Jesko Donst stellt auf vier Doppelseiten je ein von den vier Jahreszeiten inspiriertes und von Vögeln und diversen anderen Lebensformen bevölkertes Arrangement oder eine Landschaft vor.

Die prächtig schillernden und detailverliebten Malereien scheinen fast lebendig. Sie verströmen einen Zauber, der zum Träumen und Wundern einlädt und Lust an der Naturbeobachtung weckt. Die KLEINE VOGEL-WUNDERKAMMER kommt ohne Worte aus.

 

Das Pappebilderbuch KLEINE VOGEL-WUNDERKAMMER – BEGLEITBUCH MIT NAMEN von Antje Rother und Jesko Donst benennt unter Zuhilfenahme ästhetischer und einfacher Grafiken sämtliche Lebewesen aus dem Bilderbuch KLEINE VOGEL-WUNDERKAMMER von Jesko Donst (siehe oben) mit ihren Namen.

Es ist der perfekte Zusatz für alle, die sich nicht nur verzaubern lassen, sondern immer auch die Namen der Dinge erfahren möchten.

Die Fotografie ist eine Kunstform, mit der ich mich bisher nicht allzu viel auseinandergesetzt habe. Ja, fast schon könnte man sagen, meine persönliche Aufmerksamkeit hat sie bisher sträflich vernachlässigt…

Dachte ich.

Dieses Jahr hat mir gezeigt, dass diese Wahrnehmung nicht nur nicht stimmt, sondern vor allem auch, dass ich Lust  habe, mich mehr mit dieser Kunstform zu beschäftigen. Von den fotografischen Begegnungen dieses Jahres und den Wegen, die ihnen nun vielleicht folgen, handelt dieser Beitrag.

Im April diesen Jahres war ich in Cork, wo just zu derselben Zeit das Cork Photo 2018 im Gange war, ein Festival für zeitgenössische Fotografie mit Ausstellungen in der ganzen Stadt. Ein Glücksfall! Ein noch größeres Glück war es, dass ich dort die Fotografin Izabela Szczutkowska, die das Festival mitorganisiert hatte, mich in einige der Ausstellungen begleitete und auch den ein oder anderen Verständnisschlüssel für mich bereithielt!

Diese Erfahrung nahm ich mit nach Hause, wo ich kurz darauf eine Ausstellung des Berliner Fotografen Danny Prusseit kuratieren und eröffnen durfte. Zum ersten Mal in meinem Leben eröffnete mir diese Ausstellung zusammen mit den in Cork gesammelten Erfahrungen einen Einblick in die Faszination der Porträtfotografie.

 

 

Den Fotografen und seine Arbeit beschrieb ich in der Laudatio übrigens so:

“Danny Prusseit hat sich auf Porträt- und Landschaftsfotografie spezialisiert. Beide Gattungen finden Sie hier in der Ausstellung. In Danny Prusseits Fall allerdings habe ich den Eindruck, dass die Grenzen zwischen den beiden Bildgattungen in vielen Punkten zu vernachlässigen sind, dass es sich eigentlich um ein und dieselbe Sache handelt. In den Landschaften ist vielleicht ein wenig mehr Selbstspiegel enthalten, aber die Behandlung des Motivs scheint nahezu gleich.

Der Fotograf selbst nennt es die Suche nach Ruhe und Reduktion auf das Wesentliche, die sich unter anderem in seinem Arbeiten in s/w ausdrückt, in immer wiederkehrenden klaren Linien und Kontrasten, klassischen Bildkompositionen und natürlich in der Auswahl und Behandlung der Motive.”

Wenig später durfte ich gleich noch eine andere Fotografieausstellung eröffnen und langsam sickerte die Erkenntnis durch, dass die Fotografie nun doch dabei war, einen größeren Teil meiner Aufmerksamkeit dauerhaft zu beanspruchen.

 

Blick in die Ausstellungseröffnung “Paare” von Sergej Horovitz. (c) privat.

 

Der Fotograf Sergej Horovitz, dessen Ausstellung es war, beschäftigt sich kaum mit Porträtfotografie, auch nicht mit Landschaften, seine Arbeiten gehen oft eher in die Richtung von Stillleben, aber – was für mich als Hadernde besonders spannend war – er lotet auch grundsätzlich immer wieder die Grenzen und (technischen) Möglichkeiten der Fotografie aus. Über ihn sagte ich unter anderem:

“Die Künstlerpersönlichkeit ist es, die die Möglichkeiten eines Mediums ausloten und auch seine Grenzen sprengen kann.

Diese Tatsache können wir besonders gut an der Serie “Stadtpflanzen” beobachten. Wer an Sergej Horovitz’ Bilder herantritt und etwas mit dem Betrachtungswinkel spielt, wird feststellen, dass sie mit Begriffen geprägt sind. Mit diesem Arbeitsschritt sucht der Künstler einerseits die Flächigkeit der Fotografie zu durchbrechen und fügt den Bildern andererseits eine neue Bedeutungsebene hinzu.”

und

“Die Serie „Paare“ mag Ihnen zunächst still und unbelebt erscheinen, aber auch davon lassen sie sich nicht täuschen! Holz – wird Ihnen beim zweiten Gedankengang einfallen – ist ein lebendiges Material, es wird von lebendigen, hochkomplexen Organismen, von Bäumen gewonnen.

Auf den zweiten Blick werden Ihnen vielleicht auch die Tiere auffallen, die auf manchen der Hölzer arrangiert sind und Sie werden ins Grübeln kommen.

In Wirklichkeit, werden Sie feststellen, menschelt die Serie sehr.

Sie werden, wenn Sie mit wachem Blick und Verstand durch die Ausstellung wandern, feststellen, dass der Eindruck, es handle sich bei den Bildern um die immer gleiche Wiederholung des Motivs Paar, ein trügerischer Eindruck ist.

Manche dieser Paare sind tatsächlich eigentlich eins, manche teilen nur eine gemeinsame Geschichte, die sie einander angeglichen hat, manche scheinen nur so, als seien sie einmal eins gewesen, sodass unsere Wahrnehmung ihrer als Paar in dem Moment ihrer Entlarvung in Stücke springen muss.

Der Künstler allein hat sie uns so arrangiert, dass sie als Paar erscheinen. Er hat uns hinters Licht geführt, auch unsere Manipulierbarkeit vorgeführt unsere Urteilskompetenz infrage gestellt. Womit lässt uns das zurück?”

Mich haben diese Erfahrungen mit mehr Lust auf Fotografie zurückgelassen!

Zuletzt habe ich deshalb – wieder einmal – die Autobiografie Helmut Newtons gelesen (sehr unterhaltsam!) und dabei auch festgestellt, dass mein Glaube, ich hätte mich bisher nie mit Fotografie beschäftigt, gar nicht stimmt. Die Autobiografie und auch einen Bildband (Newton, Helmut: Autobiographie. München 2005. (Goldmann), Felix, Zdenek [Hrsg.]: The Best of Helmut Newton. München, Paris, London 1993. (Schirmer/Mosel)) habe ich zu meinem 10. Klasse Abschluss geschenkt bekommen und meine Bekanntschaft mit dem Werk Helmut Newtons reicht schon in meine frühe Kindheit zurück! Bei der weiteren Kontemplation des Themas ist außerdem noch etwas anderes eingefallen. Auch meine allererste Bildbeschreibung und Bildinterpretation schrieb ich über eine Fotografie. Es war dieses Bild von Henri Cartier-Bresson.

 

Henri Cartier-Bresson: FRANCE. Paris. Place de l’Europe. Gare Saint Lazare. 1932.

 

Folgerichtig wird mich mein nächster Museumsbesuch in das Museum für Fotografie in Berlin führen. Ob ich mein Kind mitnehme, weiß ich allerdings noch nicht. Nicht wegen der vielen Aktfotografien aus dem Nachlass Helmut Newtons, da habe ich keine Bedenken, sondern weil das Kind jedwedes Bild in schwarz-weiß rundheraus ablehnt. Sämtliche Bilder in schwarz-weiß seien langweilig bis hässlich, solche Ausstellungen schaut es sich gar nicht erst an…

Hat jemand unter euch Lust, mich zu begleiten?

 

Im Beitragsheader abgebildete Bücher:

Harris, Mark Edward: Gesichter des zwanzigsten Jahrhunderts. Meisterfotografen und ihr Werk. Weingarten 1998. (Weingarten)

Felix, Zdenek [Hrsg.]: The Best of Helmut Newton. München, Paris, London 1993. (Schirmer/Mosel)

Heiting, Manfred [Hrsg.]: Helmut Newton. Work. Köln 2000. (Taschen)

Ich bin in Cork und genieße es sehr, diese schöne Stadt wiederzusehen.

Auf dem Programm steht in erster Linie Kunst- und Kulturgenuss aller Art und so möchte ich euch eine kleine und thematisch passende Entdeckung aus der Crawford Art Gallerie Cork nicht vorenthalten.

The Goose Girl. Edith Anna Œnone Somerville. 1888. Irish School. Öl auf Leinwand. Crawford Art Gallery Cork (Leigabe der Cork Corporation).

Auf ihrer Homepage schreibt die Crawford Art Gallery Cork über dieses Bild:

“Both The Goose Girl (1888) and its companion painting Retrospect (1887) [private collection] show Edith’s absorption of French Peasant Realism, and could easily be Salon paintings of the 1880s. Although coming from a privileged background herself, Edith had an interest in and sympathy for the lives of the villagers and country people of West Cork. The child, with her dark eyes and hair and her ragged barefoot attire, resembles the Italian models who were favoured by French artists in this period. In fact, it is a local girl, Mary Ann, who poses for the artist, and Edith acquired the white goose for three shillings. With its superb still-life detail, gleaming copper vessels, cabbage and string of onions, The Goose Girl is one of Edith Somerville’s finest early paintings.”

In der Ausstellung selbst wird das Bild darüber hinaus wie folgt interpretiert:

“Mary Ann, a local West Cork girl, clings to a favoured goose destined for a future meal. The painting reflects the injustice often felt in youth about adult decisions.”

Diese Interpretation erschien mir nicht nur schön klar formuliert sondern auch besonders bewegend und zeitlos relevant.

Ich habe es auch sehr genossen, dass in der ganzen Ausstellung neben den Bildern immer auch einige Hintergrundinformationen zu den Künster*innen, Kunstwerken und dargestellten Personen sowie Interpretationsansätze angeboten wurden!

The Goose Girl von Edith Anna Œnone Somerville ist derzeit im Rahmen der Ausstellung Heroes and Villains in der Crawford Art Gallery Cork zu sehen.

Wenn Eichhörnchen einen Tapetenwechsel brauchen, dann fahren sie manchmal in eine ungewohnte Stadt und erkunden ein bisher unbekanntes Museum. Diesmal: das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg.

Vor einiger Zeit schon hatte ich von der aktuellen Ausstellung TIERE. Respekt/Harmonie/Unterwerfung im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg gelesen und wollte sie unbedingt besuchen, auch mit Blick auf die Landtiere und meine Ansehung der, oft die Vorzeichen wechselnden aber eben doch wiederkehrenden, Beschäftigung verschiedener zeitgenössischer Künstler (unter ihnen auch Susanne Haun) mit dem Thema und Motiv Tier.

Es hat mich darum sehr gefreut, dass sich in dieser Woche nun die Gelegenheit zu einem Kurztrip ergab.

Die Ausstellung habe ich dann in Begleitung meiner dreijährigen Tochter besucht, was uns beiden viel Freude gemacht hat, auch wenn es für mich bedeutete, die Raumtexte kaum beachten zu können. Gemeinsam haben wir unsere Entdeckungen aus der Ansehung der Exponate heraus gemacht und viel Zeit im Gespräch vor ihnen verbracht. Das Museum kann sich darüber auch freuen, denn nun liegt die Begleitpublikation zur Ausstellung bei mir zu Hause und harrt der theoretischen Nacharbeit. Ich kann die Ausstellung wirklich mit und ohne Kind unbedingt empfehlen. Ich fand sie sehr ansprechend gestaltet, auch mit Blick auf die sicher nicht ganz einfache Zusammenstellung und Platzierung der sehr unterschiedlichen Exponate. Von genussvollem Augenschmaus zu schmerzvoller Gewalt ist das Spektrum der Mensch-Tier-Beziehung groß und wird gut abgebildet und hinterfragt. Durchaus nicht leicht verdaulich und trotzdem wunderschön!

Es gibt im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg natürlich noch einiges anderes zu entdecken. Wir waren später noch in der, ebenfalls bis Anfang März 2018 laufenden, Ausstellung BilderKatzenBilder woher diese Perle stammt, die uns beiden viel Freude gemacht hat und auch bei der Sammlung historischer Instrumente.

Danach waren wir beide dann doch ziemlich platt und fast wäre es auf der Treppe von den Schließfächern ins Foyer noch zu einem kleinen Eklat gekommen (sie wollte nicht mehr laufen und ich wollte nicht mehr tragen…), aber dann haben wir im Stein der Treppenstufen diese wunderbaren Einschlüsse gefunden, sind einfach eine Weile sitzen geblieben und haben neue Kraft geschöpft.